Tagesspiegel, Zeit Online, die »Stiftung Lesen« und ePubli haben einen Buchpreis für Selbstverleger ausgelobt, zu dem man noch bis zum 5. September Werke einreichen kann. Der Preis ist mit insgesamt 20000 Euro dotiert, Details findet man auf der zugehörigen Webadresse derneuebuchpreis.de (die auf eine ePubli-Seite umleitet). Gefördert werden sollen Selbstverleger, in verschiedenen Kategorien (Belletristik, Sachbuch, Wissenschaft, Kunst und Fotografie sowie Kinder– und Jugendbuch) können Bücher eingereicht werden, die dann zuerst duch die Leser und danach von einer Jury aus Journalisten, Literaturexperten und Wissenschaftlern gesichtet und bewertet werden. Ziel ist laut Webseite die „Würdigung der besten Selfpublishing-Autoren“.
Ich halte das ehrlich gesagt für ein wenig eigenartig, denn die Teilnahme ist ausschließlich mit Werken möglich, die bei ePubli zur Veröffentlichung eingereicht werden. Wenn es hier tatsächlich um Selfpublishing und dessen Verbreitung geht, sollten Bücher über alle Vertriebsmöglichkeiten in die Bewertung mit eingehen und nicht nur solche, die über die Holtzbrinck-Tochter ePubli veröffentlicht werden. Um teilnehmen zu können, muss man zudem einen Autorenvertrag mit ePubli abschließen, das bedeutet: wer das fragliche Werk bereits bei Amazon (oder einer der anderen Plattformen, die ePubli beschickt) veröffentlicht hat, ist raus.
Man möge mir vergeben, aber das Ganze erscheint mir eher wie eine groß angelegte Werbeaktion für die Plattform ePubli, deren Preise im Bereich Print angesichts CreateSpace inzwischen deutlich überhöht erscheinen (insbesondere angesichts der angebotenen Tantiemen). Was wir brauchen ist ein Plattform-unabhängiger Preis für Selbstverleger, um das Konzept und auch Autoren beim Publikum bekannter zu machen. Für solche Autoren, die noch ein unveröffentlichtes Werk in der virtuellen Schublade haben, ist die Aktion aber möglicherweise interessant.
Autor & cc-Lizenz: Stefan Holzhauer
Crossposting via phantanews.de
Abb.: Logo DNBP Copyright ePubli.de, aus dem Pressematerialarchiv von ePubli
Lieber Max Franke,
ich nehme Ihre Anmerkung zur Kenntnis.
Dennoch werden Sie mir sicher erläutern können, wie sich das Konzept „Selfpublishing“ damit vereinbaren lässt, dass die Teilnehmer zwingend einen Autorenvertrag mit der Holtzbrinck-Tochter ePubli abschließen müssen? Widerspricht ein Autorenvertrag mit einer großen Verlagsgruppe nicht der hinter Selfpublishing stehenden Idee grundlegend?
Weiterhin muss man feststellen, dass alle „Sponsoren“ außer der „Stiftung Lesen“ ebenfalls zur Holtzbrinck-Gruppe gehören. Man sponsert sich demnach selbst?
Wenn die Grundidee an sich auch löblich ist: warum bietet man im Rahmen des Wettbewerbs nicht einfach die Möglichkeit, jegliche selbstpublizierte Werke einzureichen, ohne dass es einen „epubli-Zwang“ gibt? Die (positive) Werbewirkung für die Plattform epubli wäre mit Sicherheit deutlich größer und Kritik nahezu nonexistent.
Abschließend sei mir noch die Frage an einen epubli-Insider erlaubt, wann epubli angesichts der deutlich attraktiveren neuen Konkurrenz durch CreateSpace/Amazon seine Preise und insbesondere die Versandkosten nach unten korrigiert, um wettbewerbsfähig zu bleiben?
Für Ihre Antworten bedanke ich mich im voraus.
Stefan Holzhauer
Die Anzahl der Teilnahmer sagt nichts über Unabhängigkeit oder die Seriosität eines Wettbewerbs aus.
Auch mich beschleicht immer ein komische Gefühl, wenn 5/6, 3/4, 7/8…. der Sponsoren oder Initiatoren einem Verlagshaus entspringen.
Unabhängigkeit im Selfpublishing-Bereich sollte belohnt werden. Aber nicht um jeden Preis.
Aber ich find es schon komisch, dass sich die Stiftung Lesen dafür hergibt … es wird sich wohl lohnen! Danke für den Beitrag!
Lieber Stefan Holzhauer,
zur Teilnahme schließen Autoren zumindest für die Dauer des Wettbewerbs einen Autorenvertrag ab, der immer innerhalb von fünf Tagen gekündigt werden kann.
Jedoch behält sich epubli nur das nicht-exklusive Vertriebsrecht vor, d.h. Autoren, die bereits auf einer anderen Plattform veröffentlicht haben, sind keinesfalls „raus“, sondern können ganz im Gegenteil zusätzlich an dem Wettbewerb teilnehmen. Die Veröffentlichung ist zudem nur während des Wettbewerbs nötig.
Der Wettbewerb wurde letztes Jahr ins Leben gerufen, um Self-Publishing und Self-Publishing-Autoren ins Zentrum der Aufmerksamkeit zu bringen. Damals waren die Zweifel über die Möglichkeiten von Self-Publishing inner- und außerhalb der Buchbranche noch sehr groß. Die Tatsache, dass eine sehr hochkarätige Jury und starke Kooperationspartner den Preis unterstützen, hat Vielen – wie auch die Teilnahme von knapp 1.000 Autoren – das Gegenteil bewiesen.
Die Sponosoren – bis auf die Stiftung Lesen – gehören ja auch zum Holtzbrink-Universum. Ein Schelm, wer da böses dabei denkt …